Russische Geschichte
Teil II: Kapitel 2
Die Mongolenherrschaft (1169 - 1462)
1223
Sieg der Mongolen über die Polowzer und die russischen Großfürsten in der Schlacht an der Kalka. Das westliche Eroberungsgebiet (Khanat Kiptschak; zwischen Kaukasus, mittlerer Wolga, Kama, Ural, Kaspischem Meer und Aralsee) nennt man Goldene Horde (Reich bzw. großes Heerlager Tschutschis, ältester Sohn Tschingis Khans [* um 1167, 1227; er teilte das Reich unter seine Söhne auf]).
1236 - 1238
Die Fürstentümer Rjasan, Wladimir und Moskau fallen unter die Herrschaft der Mongolen (Batu-Chan [Enkel Tschingis Chans; * 1204, 1255; eroberte 1241 Polen und Schlesien]) wie auch die anderen zahllosen kleinen süd- und südwestrussischen Fürstentümer.
1237
Moskau wird von den Mongolen zerstört.
1239 - 1241
Das Heer Batus eroberte Südrußland (Kiew, Tschernigow u. a.).
1240
Kiew wird von den Mongolen zerstört. Mit der Vernichtung der um Kiew zentrierten Kultur wird die Verbindung zur byzantinischen Mutterkirche schwächer.
Die geschwächte Stellung der Rus durch die Einfälle der Mongolen nützten die deutschen und schwedischen Feudalherren dahingehend aus, daß sie einen Schlag gegen die reiche Nowgoroder Stadtrepublik führten. Jedoch gelang es den Nowgorodern unter der Führung des Fürsten Alexander, die Schweden am Oberlauf der Newa zu schlagen (Beiname Newskij).
1242
Alexander Newskij schlägt den vordringenden Deutschen Orden (Ritterorden) auf dem Eis des Peipussees und verhindert ein Vordringen nach Nowgorod.
1252 - 1263
Großfürst von Wladimir Alexander Newskij erkauft sich durch eine Politik der Willfährigkeit gegenüber den Mongolen eine gewisse Erholung des Landes.
um 1300
Schon unter Mongolenherrschaft setzte ein Kristallisationsprozeß um das relativ junge Teilfürstentum Moskau ein (zentrale Lage zu den russischen Fürstentümern, wichtige Handelswege).
1263 - 1303
Durch eine geschickte Bündnispolitik konnte Daniel das Moskauer Gebiet bedeutend erweitern.
1303 - 1341
Seine Söhne Jurij (1303 - 1322) und Iwan I. Danilowitsch (1328 - 1341; Kalita [tatar. "Geldsack"]; 1325 Fürst von Moskau; 1328 Großfürst von Wladimir und Moskau; 1341; durch seine umsichtige Sicherheits- und Wirtschaftspolitik stärkte er seine Finanzkraft) sicherten in blutigen Auseinandersetzungen mit den Fürsten von Twer (Kalinin) und durch Willfährigkeit gegenüber den Mongolen (als Tributeinnehmer) die Großfürstenwürde für die Moskauer Dynastie. Moskau wurde auch das religiöse Zentrum der Rus durch die Verlegung der Residenz des Metropoliten aus Wladimir nach Moskau (Hegemonie Moskaus in Rußland).
1313 - 1341
Unter Chan Ösbek (Chan Usbek; danach Usbeken) erreichte die Goldene Horde eine bedeutende Macht (Durchsetzung des sunnitischen Islams).
1322
Kiew wird durch Gedymin (1316 - 1341) dem Großfürstentum Litauen angegliedert (Großlitauisches Reich).
1326
Der Metropolit siedelt nach Moskau über.
1359 - 1389
Demetrius (Dmitrij) Iwanowitsch (* 1350, 1389; 1359 Fürst von Moskau) veranlaßte bereits die meisten russischen Fürsten zur Heerfolge gegen die Mongolen, wo Erbfolgestreitigkeiten ausbrachen (vereinigte mehrere russische Teilfürstentümer mit Moskau).
1363
Demetrius wird Großfürst von Wladimir.
1376
Erst nachdem Tochtamysch vom Emir Timur zum Groß-Khan der Goldenen Horde eingesetzt worden war, konnte das vereinigte Reich nochmals bis 1395 aufblühen (Vertreibung Tochtamysch durch Timur).
1380
Demetrius Donskoj siegte auf dem "Schnepfenfeld" (Kulikowo Polje) am Oberlauf des Don (siegte als erster russische Fürst in offener Feldschlacht) gegen Chan Mamai (Goldene Horde), was aber noch nicht das Ende der Mongolenherrschaft bedeutete.
1389 - 1425
Der Großfürst von Wladimir und Moskau Wasilij I. Dmitrijewitsch (Wassilij; * 1371, 1425) förderte die Einigung Rußlands durch Erwerbung einiger Fürstentümer (1392 Nowgorod).
15. Jh.
Es bildeten sich die selbständigen Khanate Astrachan, Krim (um 1430) und Kasan, die teils unter russischer, teils unter osmanisch-türkischer Herrschaft fielen.
1425 - 1462
Nachdem der Großfürst von Moskau Wassilij II. Wasiljewitsch Tjomnyj (der Geblendete; Sohn Wassilij I.; * 1415, 1462) in einem 25jährigen Thronkrieg gegen seinen Onkel Jurij von Halitsch und dessen Söhne gesiegt hatte, setzte sich in Moskau die Primogenitur (lat.: Erstgeburt) durch. Gleichzeitig beseitigte Wassilij fast alle kleineren Teilfürstentümer.
1448
Die Russische Kirche wurde autokephal (unabhängig von Konstantinopel).
1453
Mit der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen begriff sich die russische als die zahlenmäßig größte orthodoxe Landeskirche auch als Schutzmacht der Orthodoxen des Vorderen Orients und des Balkans.
ab 1462
Mit Iwan III. begann die Zeit des Moskauer Staates (1462 - 1712).